weiterführendes Infomaterial

Borkenkäferkalamität 2018/2019

Hier finden Sie die aussagekräftige Handlungsempfehlung des Waldbauernverbands zum Borkenkäferbefall in unseren heimischen Wäldern, inklusive des aktuellen Zulassungsstands von Insektiziden. Bitte weitersagen/weiterleiten!

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Anlage_22_Waldschutzinfo7.pdf
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Informationstext von Wald und Holz NRW

Starker Schadholzanfall nicht nur bei uns im Bergischen Land sondern in ganz Mitteleuropa.

 

Die Vegetationsperiode 2018 ist in weiten Teilen Mitteleuropas durch eine nie dagewesene Trockenheit gekennzeichnet. Örtlich fiel nur ein Drittel des durchschnittlichen Niederschlages. In Verbindung mit vorhergehenden Kalamitäten wie z.B. dem Sturm Friederike ist es dadurch neben den Trocknisschäden zu einer Massenvermehrung von Fichten-Borkenkäfern gekommen. Das Aggerbergland im Süden unseres Forstamtes ist einer der Schadenschwerpunkte in NRW. Forstamtsintern rechnen wir über alle Waldbesitzarten vorläufig mit einem Schadholzanfall von rd. 200.000 m³/f. Bis März 2019 geht man in NRW von einem Schadholzanfall bei Fichte von 2,2 Mill m³/f, in Mitteleuropa gar von 58 Mill m³/f (davon allein 20 Mill m³/f in Tschechien) aus.

 

Bei einem ungünstigen Witterungsverlauf müssen wir für 2019 mit einer massiven Ausweitung der Käferschäden rechnen. 

 

Vergleicht man die Schadensentwicklung mit vorhergehenden Käferkalamitäten, so ist im kommenden Jahr in NRW im ungünstigsten Fall mit einem Käferschaden von bis zu 10 Mill m³/f zu rechnen. In Mitteleuropa werden bis zu 200 Mill. m³/f im Jahr 2019 prognostiziert. Dies hängt aber in großem Maße von der Winterwitterung und dem nächsten Frühjahr ab.

 

Aufgrund des Überangebotes müssen wir damit rechnen, dass ein erheblicher Teil des Schadholzes nicht sofort vermarktet werden kann.

 

Die rasche Entwicklung und das Ausmaß der Schäden überfordern die Waldbesitzenden, die Holzmärkte, die Sägewerke (trotz guten Schnittholzabsatzes) und auch die Transportkapazitäten der Fuhrunternehmer.  Infolgedessen entsprechen die möglichen Lieferkontingente nicht dem Schadholzanfall im Wald. Den Marktgesetzen folgend sind die Holzpreise stark gefallen und werden sich auch absehbar vor dem Hintergrund des Überangebotes an Käferholz nicht erholen. Es ist damit zu rechnen, dass ein großer Anteil des Holzes zunächst im Wald stehen bleibt und nur noch als Span- oder Energieholz zu verkaufen sein wird.

 

Im Rahmen des Betreuungsauftrages werden wir das Menschenmögliche tun, um dem Waldbesitz in dieser Situation zu helfen und zu unterstützen.

 

Das Regionalforstamt Bergisches Land wird zusammen mit dem der Holzkontor Rhein-Berg GmbH alle möglichen Vermarktungsoptionen für die insgesamt 120.000 m³/f aus dem Kleinprivatwald ausloten und anbieten. Auf die Holzpreise werden wir dabei nur noch sehr begrenzten Einfluss haben. Für das kommende Jahr werden wir auch über Entrindungs- und Lagermöglichkeiten nachdenken müssen. Dabei ist es leider unvermeidbar, dass nicht allen Waldesitzenden geholfen werden kann. Auch können wir nicht ausschließen, dass es zu Holzentwertung kommt und Verluste beim Holzverkauf und für das Waldvermögen entstehen.

 

Solidarität ist das Gebot der Stunde in dieser Naturkatastrophe. Die Handlungsmöglicheiten eines jeden Waldbesitzenden- auch ihrer Förster und Försterinen vor Ort sind begrenzt.

 

Denn dies ist eine von der Natur hervorgerufene Katastrophe, bei der die Forst- und Holzwirtschaft nur begrenzte Möglichkeiten hat. Für die Folgen sind weder die Forstbetriebsgemeinschaft noch die Försterin oder der Förster verantwortlich. Wir bitten die Waldbesitzenden daher um Einhaltung der Grundsätze des Forstschutzes und die Einstellung des Frischholzeinschlages. Jetzt sind Geduld, Solidarität und Verständnis die Schlüssel zur Bewältigung der Probleme.

 

Die Herausforderung klimastabile Wälder zu entwickeln müssen wir gerade jetzt gemeinsam angehen.

 

Eine Herausforderung wird mittelfristig auch die Wiederbewaldung der Schadflächen sein. Es ist deutlich geworden, dass die Fichte in Lagen unter 300 m NN, und darüber hinaus auf Sonnhängen und Kuppen schon jetzt extrem gefährdet ist. Hier werden in Zukunft Mischbestände mit alternativen Nadelbaumarten wie Lärche, Douglasie, Tanne und Schwarzkiefer eher standortgerecht sein. Diese zu etablieren wird trotz Förderung großen Aufwand, auch von den Waldbesitzenden sowie örtlich die Anpassung der Rehwildbestände erfordern. Die Försterinnen und Förster werden die Waldbesitzenden bei dieser Aufgabe intensiv beraten.

 

 

 

Quelle: Kai Boenig, Wald und Holz NRW, Regionalforstamt Bergisches Land, Leiter des Forstamtes, November 2018.